farbwerk e.V. mit Kunstförderpreis geehrt
Seit 1993 vergibt die Landeshauptstadt Dresden jährlich einen Kunstpreis sowie bis zu zwei Förderpreise an Nachwuchskünstler:innen, Ensembles sowie Kulturschaffende. Gewürdigt wird jeweils das herausragende und überregional bedeutsame künstlerische Schaffen oder kulturelle Engagement der Preisträger:innen. Den Kunstpreis der Landeshauptstadt Dresden 2022 erhält der Komponist Sven Helbig. Die Bildende Künstlerin Svea Duwe sowie der Verein farbwerk erhalten jeweils einen Förderpreis.
Oberbürgermeister Dirk Hilbert zur Verleihung in seinem Grußwort: „Schmerzlich waren die Pandemie-Folgen für die Kunst- und Kreativwirtschaft, in der allein in Dresden rund 18.500 Menschen arbeiten. Hunderte Konzerte und Veranstaltungen mussten abgesagt werden. Trotz der unkomplizierten Hilfen von Bund, Land und Kommune blieb die Lage vor allem für die freie Kulturszene dramatisch. Und dann, die Bedrohungen der Pandemie waren noch nicht aus der Welt, brachen am 24. Februar nochmals Gewissheiten weg: Krieg in Europa! Und viele neue Fragen. Können wir angesichts des Leids, der Zerstörung und der Feindschaft noch unbeschwert Kunst aufnehmen und genießen? Die Kunst selbst gibt hier, wie so oft, die richtige Antwort. Das Kiewer Sinfonieorchester trat im Kulturpalast auf, mit freiem Eintritt für Geflüchtete. Dabei entstanden starke Momente der Verbundenheit und auch der Hoffnung. Oder: Konstruktiv und schnell organisierte sich die Direkthilfe Dresden im Zentralwerk in Pieschen, einem Ort für Kunst- und Kulturschaffende, um Sach- und Geldspenden für Geflüchtete zu koordinieren. Kunst, kennt keine Feindbilder. Aus ihren universellen Resonanzräumen wächst über alle Grenzen hinweg stetig Neues, wächst Empathie und auch Hoffnung.
Das ist es auch, was unsere drei Preisträger wie mit einem unsichtbaren Band miteinander zu verbinden scheint. Bei aller Unterschiedlichkeit im künstlerischen Ausdruck und bei der Wahl der Kunst-Mittel verkörpern Sven Helbig, Svea Duwe und der farbwerk e. V. Kunst mit starker, intensiver Ausstrahlung. Kunst, die oft auch über Dresden hinaus schwingt und wirkt. Dazu gehört Experimentierfreude genauso wie der Mut, neue und ungewöhnliche Wege einzuschlagen, kreative Um-Wege inklusive.“
Für den Kunstpreis sowie den Förderpreis der Landeshauptstadt Dresden 2022 gingen insgesamt 36 Vorschläge ein. Die vom Dresdner Stadtrat berufene Jury wählte insgesamt drei Preisträger aus. Vorschlagsberechtigt waren mit dem Stichtag 31. Oktober 2021 Verbände, Vereine und Kulturinstitutionen sowie Bürger:innen. Der Kunstpreis ist mit 7.000 Euro dotiert.
Förderpreis der Landeshauptstadt Dresden 2022
Jacqueline Hamann und Steffen Lewandowski vom farbwerk e. V.: „Wir bedanken uns für den Kunstförderpreis der Landeshauptstadt Dresden 2022 an farbwek. Es gibt vieles, wofür wir dankbar sind, aber der wichtigste Punkt unserer inklusiven künstlerischen Arbeit ist die gesellschaftliche Sichtbarkeit der beteiligten Künstlerinnen und Künstler, ihrer kreativen Blickwinkel und besonderen künstlerischen Sprache. Der Förderpreis richtet einen Scheinwerfer auf diese künstlerisch schaffenden Menschen, deren Kunst noch immer ein Nischendasein führt. Doch befinden wir uns nicht in einer Nische, denn jeder zehnte Mensch in Dresden lebt mit einer Behinderung. Wenn wir unserem Motto –Jeder und Jede hat ein Recht auf Kunst- weiterhin folgen, brauchen wir diese wichtige Anerkennung, die uns mit dem Förderpreis der Landeshauptstadt entgegengebracht wird. Denn die künstlerische Arbeit von und mit Menschen mit Behinderung ist in erster Linie eine künstlerische Arbeit und nicht nur eine nette Freizeitgestaltung mit therapeutischem Benefiz. Damit diese Ernsthaftigkeit und die konsequente Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention im farbwerk möglich wurde und weiterhin möglich bleibt, braucht es unzählige Menschen. Diesen Menschen gilt unser besonderer Dank.“
Mit einer 17-jährigen aktiven künstlerischen Vita gehört farbwerk zu den Pionieren der inklusiven Kulturszene in Dresden und Sachsen. Seine kontinuierliche künstlerische Arbeit vorwiegend mit Menschen mit geistiger und Mehrfachbehinderung in Zusammenarbeit mit professionellen Künstler:innen setzt bis heute Zeichen und zeigt Wege auf für anspruchsvolle inklusive Kunstformate.
Unter dem Namen werkstattatelier farbwerk als freie Künstlerinitiative 2006 gegründet, entstanden bereits in den ersten Gründungsjahren vielfältige Theaterformate, Bücher, Filme und Ausstellungen und bereicherten auf Ihre besondere Art die Dresdner Kulturlandschaft.
2014 gründete sich aus der Initiative der Kunst- und Kulturverein farbwerk e. V. Seit 2019 ist farbwerk e. V. institutionell gefördert durch die Landeshauptstadt Dresden. Bis heute arbeitet farbwerk kontinuierlich an jährlichen Tanz- und Theaterformaten in Zusammenarbeit mit professionellen Künstler:innen, Kulturschaffenden, Institutionen und Ensembles. 2009 erhielt farbwerk für das Kunst- und Theaterprojekt „Sprachbilder“ den Innovationspreis Weiterbildung des Sächsischen Staatsministeriums für Kultus. Im Gleichen Jahr startete farbwerk eine Kooperation mit der Bürger:Bühne. Die hält bis heute erfolgreich an und hat in zehn Jahren mit dem Club der anders Begabten erfolgreiche Theaterformate entwickelte. 2017 entstand mit dem Club der jungen anders Begabten auch ein inklusives Theaterangebot für Jugendliche und junge Erwachsene.
Seit 2016 hat der Verein eigene Räumlichkeiten im Zentralwerk in Dresden Pieschen angemietet und sich damit als feste Kulturinstitution in Dresden verortet. Mit seiner besonderen künstlerischen und oft andersartigen Sprache bereichert der Verein die künstlerische Arbeit vor Ort und ermöglicht vielfältige inklusive Begegnungsräume.
Unter der künstlerischen Leitung von Jacqueline Hamann und Silke Stuck und im Zusammenschluss von vielen wegbegleitenden professionellen Künstler:innen; Kulturschaffenden, Kooperationspartner:innen, aktiven Vereinsmitgliedern, unzähligen Fördern sowie Kulturpaten hat sich bis heute ein Freizeit- Ensemble von mehr als 30 Darstellern und Künstler:innen mit Behinderung aufgebaut. Viele von Ihnen sind durch ihre langjährige künstlerische Tätigkeit hoch professionalisiert und aktuell auf der Suche nach Perspektiven im professionellen Kontext. Ein zentrales und langfristiges Vorhaben für farbwerk ist daher der Aufbau von finanzierten Kulturarbeitsplätzen für künstlerisch begabte Darsteller:innen mit Behinderung und der damit einhergehenden Erarbeitung von Ausbildungsmodulen und der Gründung eines festen professionellen Ensembles.
Begründung der Jury: „Seit fast zwei Jahrzehnten engagiert sich der Verein und davor die Initiative „Farbwerk“ für kulturelle Teilhabe und Inklusion von Menschen mit Behinderungen in Kunst und Kultur. Der unermüdliche Einsatz dafür, dass Menschen mit Behinderungen nicht nur als Rezipierende von Kunst und Kultur, sondern auch selbst als Kunstschaffende im Kulturbetrieb vertreten sind, ist beispielgebend für unser gesellschaftliches Zusammenleben.“
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