Jana Zöll erhält Dr. Otto Kasten-Preis
Der Förderpreis der IntendantInnengruppe im Deutschen Bühnenverein würdigt herausragende Werke des deutschen Theater-Nachwuchses
Die Performerin Jana Zöll wird für ihre am Theater der Jungen Welt (TDJW) entstandene Zoom-Performance »Ich bin« mit dem Dr. Otto Kasten-Preis 2021 ausgezeichnet. Der mit 10.000 € dotierte Preis ist der wohl bedeutendste Nachwuchsförderpreis der deutschen Theaterlandschaft. Er wird für das Jahr 2021 zu gleichen Teilen an fünf Einzelkünstler:innen und Gruppen für ihre digitalen Projekte verliehen. Die Performance »Ich bin« entstand im Januar 2021 als Teil der TDJW-Spielzeitreihe »Challenge Accepted«.
»Die Auszeichnung freut mich angesichts der Pandemiesituation besonders, da diese meine Möglichkeiten der Berufsausübung zu Beginn doch sehr in Frage gestellt hatte«, erzählt Jana Zöll. »Noch dazu ist ›Ich bin‹ meine erste Performance in Eigenregie. Es ist wirklich schön, dass meine Arbeit so anerkannt wird.«
»Ich bin« spielt auf intelligente Weise mit Zuschreibungen und Normvorstellungen und zeigt hierbei, inwiefern die Einordnung in Kategorien dem Wunsch nach einer offenen Gesellschaft widerspricht. Gleichzeitig thematisiert die ästhetische Rahmung der Online-Performance die herausfordernde Situation von SchauspielerInnen, die während dieser Pandemie der Risikogruppe angehören. Alle Proben und Aufführungen von »Ich bin« fanden in Jana Zölls Privatwohnung statt. Die Produktionsbeteiligten kommunizierten nur über Zoom miteinander. Jana Zölls 20qm großes Zimmer wurde dabei ihr Wohn-, Arbeits-, Lager- und Bühnenraum. »Ich bin« ist ein Werk, das einen starken Willen beweist und dessen Kraft sich auf das Publikum überträgt. Es ist eine intime Arbeit entstanden, die sowohl einen Einblick in die herausfordernden Arbeitsbedingungen von Jana Zöll gab und gleichzeitig eine Sichtbarkeit von Schauspieler:innen mit Behinderung schaffte, die in Pandemiezeiten leider nicht selbstverständlich ist. So kam diese Online-Performance mit ihrem Empowerment-Charakter genau zum richtigen Zeitpunkt.
Der Preis wird im Zweijahresrhythmus von der Intendantengruppe im Deutschen Bühnenverein an junge Theaterschaffende vergeben. Die Preisverleihung wurde pandemiebedingt verschoben auf Juni 2022 und findet im Rahmen der Jahreshauptversammlung des Deutschen Bühnenvereins in Oldenburg statt.
Das Team der Servicestelle Inklusion im Kulturbereich gratuliert ganz herzlich zu dem Preis!
In der Pressemitteilung der Intendant:innengruppe im Deutschen Bühnenverein heißt es dazu:
„Die Leipziger Performerin, Schauspielerin, Tänzerin und Autorin Jana Zöll beschäftigt sich in der interaktiven Online-Performance „ich bin“ per Zoom-Konferenz mit dem Körper, der Identität, mit Selbst- und Fremd-Zuschreibungen. Sie interessiert besonders, inwiefern unsere Neigung, Dinge und Personen in Kategorien einzuordnen, dem Wunsch nach einer offenen Gesellschaft widerspricht. „Ich bin” war der Auftakt der Spielzeitreihe „Challenge Accepted” am Theater der Jungen Welt (TDJW) Leipzig.
Die interaktive Auseinandersetzung mit dem Körper und körperlichen Einschränkungen greift mit ihren Fragestellungen rund um Geschlecht, Behinderung, Herkunft oder Sexualität Kategorien auf, die bei dem jungen Zielpublikum zentrale Bausteine der Identitätsbildung darstellen. Außerdem leistet die Performance einen in die Zukunft gerichteten wichtigen Beitrag zum Thema Barrierefreiheit.“
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